Als Hersteller individueller Server- und Storage-Systeme ist die Thomas-Krenn.AG europaweit bekannt für hochwertige Hardware, genauso aber auch für die Pflege des Open-Source-Gedankens. Schon in seiner Gründungszeit, Anfang der 2000er Jahre, war das Unternehmen mit Sitz in Freyung, Deutschland, einer der ersten Serverhersteller, der Debian Linux unterstützte. Seit vielen Jahren ist Thomas-Krenn dem Linux Professional Institute (LPI) partnerschaftlich verbunden und hat sich 2024 schließlich als Platinum Solution Provider qualifiziert. Wir sprachen mit Werner Fischer, Product Manager Security, Research and Development bei Thomas-Krenn, über die hauseigene Linux User Group, zertifizierte Mitarbeiter und den Wert geteilten Wissens.
Werner, die Thomas-Krenn.AG ist seit einem Jahr Platinum Solution Provider. Wie blickst du auf dieses Jahr zurück?
Wir sind schon seit über zehn Jahren Partner des LPI, aber durch strukturelle Veränderungen und Corona wurde die Partnerschaft kurzzeitig unterbrochen. Es macht uns sehr glücklich, jetzt wieder offizieller Partner zu sein und damit sowohl bei uns intern als auch nach außen hin wieder deutlich zu zeigen, welchen Stellenwert Linux bei uns im Unternehmen hat. Für uns selbst, aber auch für unsere Kunden.
Was war der Ausgangspunkt, dass ihr als Hardware-Hersteller Platinum Solution Provider geworden seid?
Da gibt es unterschiedliche. Wir bieten verschiedene Dienstleistungen an, wie dem Endkunden Linux-basierte Lösungen schlüsselfertig auszuliefern, beispielsweise über Proxmox VE Appliances. In dieser Richtung hatten wir mehrere Dinge eingereicht, um Platinum Partner werden zu können. Aber auch unsere Linux User Group hat eine Rolle gespielt.
Was hat es mit der Linux User Group auf sich?
Die war eine spontane Idee vor eineinhalb oder zwei Jahren. Über alle Abteilungen gerechnet sind wir rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Thomas-Krenn. Und es gibt eigentlich in jedem Bereich Leute, die mit Linux schon etwas gemacht haben, sei es privat oder auch im Zuge ihrer Arbeit. Wir wollten dem einen Rahmen geben, dass wir uns intern treffen und zu Linux austauschen können – so entstand die Idee einer Linux User Group innerhalb des Unternehmens.
Wie hoch war das Interesse?
Zu Beginn hatte ich damit gerechnet, dass wir vielleicht zehn Kolleginnen und Kollegen bekommen, die mitmachen möchten. Nach kurzer Zeit waren es aber schon über 50 Personen. 20 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind also Mitglied in unserer Linux User Group. Wir treffen uns regelmäßig während der Arbeitszeit und tauschen uns zu Linux aus.
Die Thomas-Krenn.AG bezahlt euch also dafür, dass ihr Zeit in das Thema Linux investiert?
Genau. Hochqualifizierte Mitarbeiter sind uns ein sehr wichtiges Anliegen und deshalb wird das auch von der Firma unterstützt. Das heißt, die Prüfungsgebühren werden bezahlt und das interne Training während der Arbeitszeit. Aber auch ehemalige Kollegen sind mit von der Partie, zum Beispiel Manfred Schlutz – ein langjähriger Mitarbeiter und inzwischen im Ruhestand. Er war von Anfang an dabei, wenn es um Linux ging. Auch schon vor über zehn Jahren, als wir gemeinsam mit dem LPI ein Event in Warschau organisiert haben.
Was macht ihr in der Linux User Group?
Werner Fischer, Product Manager Security, Research and Development bei Thomas-Krenn
Ein Hauptprojekt letztes Jahr war, dass wir einen 14-wöchigen Linux-Essentials-Kurs bei uns inhouse abgehalten haben. Mittlerweile haben einige der Kolleginnen und Kollegen ihre Prüfung erfolgreich abgelegt. Das hätte es ohne die Linux User Group so nicht gegeben. Und da hat es dann gut gepasst, dass wir Partner sind, weil es das Ganze natürlich vereinfacht. Ich bin selbst auch Proctor und nehme das sehr ernst. Würde ich jemanden beim Schummeln erwischen, wäre der raus aus der LUG. Da ist mir mein Ruf als Proctor wichtiger.
Warum setzt die Thomas-Krenn.AG auf LPI-zertifizierte Mitarbeiter?
Weil’s einfach Sinn ergibt. Mehr Know-how heißt besserer Service – ob beim Support oder bei der Auswahl der Komponenten und beim Testen der Hardware mit Linux. Zertifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigern die Qualität und das sehen wir auch mehr und mehr als Entscheidungskriterium für unsere Kunden, wenn sie überlegen, bei wem sie Hardware und Dienstleistungen einkaufen. Auch in Ausschreibungen findet das teilweise Anklang. Man merkt, dass die LPI-Zertifizierung in der Wirtschaft einen hohen Stellenwert genießt. Es ist eine Win-Win-Win-Situation für das Unternehmen, für die Mitarbeiter und für die Kunden.
Kollegen aus welchen Bereichen sind zertifiziert?
Inzwischen sind es Kolleginnen und Kollegen aus fünf Abteilungen: aus der internen IT, die unsere eigene Serverinfrastruktur betreibt, aus dem Support-Team, das direkt in Kontakt mit dem Endkunden steht, aus dem Produktmanagement, das entscheidet, welche Produkte aufgenommen und designt werden sollen, Leute aus dem Systems Engineering und selbst aus der Qualitätssicherung als Teilbereich der Produktion. Manche haben Linux Essentials, andere sind LPIC-3-zertifiziert. An den Kursen nehmen aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Abteilungen teil, um sich zertifizieren zu lassen.
Welche Rolle spielt Linux bei euch im Unternehmen allgemein?
Eine sehr große Rolle. Linux war mit ein Grund, dass Thomas-Krenn so gut am Markt angekommen ist. Von Beginn an haben wir unsere Server mit Linux getestet, ganz konkret auch mit Debian Linux. Anfang der 2000er Jahre hat kein anderer Hersteller Server mit Debian getestet. Wir haben das gemacht und es offiziell unterstützt. Viele unserer Kunden setzen Linux ein, vor allem natürlich im Serverumfeld. Das ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg unseres Unternehmens.
Welchen Stellenwert haben Open Source und freies Wissen für die Thomas-Krenn.AG?
Von Beginn an einen sehr hohen – auch das Wissen nicht für uns zu behalten, sondern mit unseren Kunden zu teilen. Das machen wir zum Beispiel mit unserem Thomas-Krenn-Wiki, das wir im März 2008 gestartet haben. Wir haben dort Stand jetzt 1.935 Artikel veröffentlicht. Rund die Hälfte davon haben wir auch auf Englisch übersetzt. Nicht alle, aber da sind wir mehr und mehr dran.
Warum ist es für alle gut, dieses Wissen zu teilen?
Weil es sowohl den Kunden als auch dem Unternehmen hilft. Es sorgt für Transparenz und reduziert Support-Anfragen. Wir schreiben auch ganz offen, wenn es Bugs oder Probleme gibt. Viele Wiki-Artikel fangen so an: “Es besteht dieses Problem, wir haben noch keine Lösung. Es gibt diesen Workaround, der viel Arbeit macht, aber das ist das Einzige, was wir derzeit haben. Wir aktualisieren den Artikel, sobald wir etwas Neues wissen.” Wir schreiben also durchaus Sachen, die marketingmäßig nicht unbedingt positiv sind. Aber es war für uns immer klar, dass wir unseren Kunden ehrlich begegnen. Wir verheimlichen nichts, weil niemand etwas davon hätte. Überall kann etwas passieren und da haben wir schon immer eine sehr offene Mentalität.
Was treibt euch an bei Thomas-Krenn?
Auf alle Fälle, Kunden zu begeistern und zu unterstützen und ihnen jene Lösungen zu bieten, die sie brauchen, damit sie ihre IT sauber, zuverlässig und vertrauensvoll betreiben können. Und vor allem auch, dass sie ihre IT unabhängig betreiben können. Vieles läuft in der Cloud und das macht in bestimmten Bereichen durchaus Sinn, aber wir sehen natürlich auch die Grenzen und die Vorteile, wenn man autonom und selbstbestimmt entscheiden kann und nicht einem Anbieter ausgeliefert ist. Genau in diesem Umfeld möchten wir die Kunden bestmöglich unterstützen, sei es mit Open Source oder mit kommerziellen Lösungen, wo sie erforderlich sind.
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